"Es pocht eine Sehnsucht an die Welt..." [Else Lasker-Schüler]

Ein Moment des gefesselt Seins. Zu wissen, dass man aus irgendeinem Grund auf seinem Weg stehen bleibt, sich unmerklich und dennoch greifbar dreht - ein Zuschauer in der Weite des Lebens.
Die Aussage liegt neben dem real Greifbaren. Es ist die schmale Grenze zwischen Sein und Bewusstsein, eine Seelenlandschaft, wie eine Geschichte des Windes, der eine dünne Harfe sich bewegen lässt. Stellen Sie sich vor, Sie wären diese "Versonnene", sich in sich wiegend, aufgehoben in ihrem Innern im Wind der Zeit. Dieser Mensch steht im Mittelpunkt bei Christa Bremer. Nicht so, wie man ihn sehen kann. Es sind vielmehr die Gesichter des Unterwegs Seins, des Lebens, die Sie in ihren Arbeiten erzählt. Ein Kampf mit dem Innern. Körper, die miteinander im Ideal verschmelzen und sich dennoch nur berühren. Eine Innerlichkeit, wie man sie selten unter der Oberfläche findet.
Ein Körper, der sich bläht wie ein Segel im Wind ("Gegen den Wind"), sich aufbäumend im Strom des Lebens, nicht negativ, sondern es in seiner ganzen Fülle aufnehmend, in völliger Harmonie in einem winzigen Moment des "(Los)Gelöst - Sein"'s, wie ein Gedanke, der sich im selben Moment verflüchtigt. Sie schreiten voran, der andere geht in Gedanken voran, in Taten? Eine Seelenwanderung fiktiver Gestalten, die das Menschlichsein charakterisieren.
Sowohl Christa Bremers bildhauerische Arbeiten wie auch ihre Gemälde sind ein Gleichnis des Seins. Ein bekannter Philosoph des 19. Jahrhunderts sagte einmal "die Landschaft hat nur im Auge des Betrachters Realität" (Schelling). Es ist wie ein Band, das sich unmerklich knüpft. Denn die Welt, die man in der Landschaft zu erblicken meint, ist in Wahrheit das eigene ICH. Eine utopische Hoffnung, die die in den Zwischenräumen der Menschen die Einsamkeit vor der eigenen Empfindsamkeit erkennt. Die Flüchtigkeit des eigenen intensiven Empfindens ins Dauernde transferiert.
Der Raum ist ihr Chiffre, die kleine Stadt am Horizont ein Symbol des Lebens, der ewigen Suche nach dem Weg, auf dem man sich manchmal entfernt, sich zu verlieren scheint? Die Gesten halten Entfremdung, Entzweiung, den Konflikt von Freiheit und Notwendigkeit, nicht einfach in einem unverbindlichen zeitlosen Moment.

© Sandy Viek, Kunsthistorikerin M.A. anlässlich einer Ausstellungseröffnung (Auszug)